Die Zeit der Ernte.
Und das Wissen um Notwendigkeit.

Inspiration zum Jungfrau Neumond
 

Neumonde sind gute Momente, um inne zu halten und das Bewusstsein neu auszurichten. Jeder Neumond ist wie die kurze Atempause zwischen Aus- und Einatmung, ein Moment der Energieleere und des Innehaltens. Wir können ihn als Saatmoment nutzen, um uns bewusst einzuloggen in die aktuelle Qualität der Zeit und stimmige innere Impulse setzen.

 

Am frühen Morgen des 13. September ist Neumond im Zeichen Jungfrau. Es ist ein besonders intensiver Neumond als totale Mondfinsternis. Im Zeichen Jungfrau und der direkten Einbindung von Chiron, dem verwundeten Heiler, werden Heilungsthemen deutlich ins Bewusstsein treten.

 

Jungfrau ist das letzte Zeichen der ersten Hälfte des Tierkreises. Es ist die Zeit, in der wir begreifen, dass es nach der Entfaltung unserer Löwekraft wieder ein Regulativ braucht, damit wir das rechte Maß finden, um uns selbst und andere nicht zu verbrennen.

 

In unserem Jahreszeitenrhythmus ist Jungfrau der letzte Sommermonat. Die Unbekümmert-heit und Grandezza des Hochsommers mit seiner stärksten Sonnenkraft ist nun vorbei. Das Licht wird schwächer. Wir spüren, dass auch wieder eine dunkle Jahreszeit kommen wird. Die Zeit der Vorsorge beginnt. Aber auch die Zeit der Ernte!

 

 

Mittler zwischen Körper und Geist:
Das feine Spiel der Kräfteregulierung.

 

Bevor wir im nächsten Zeichen (Waage) in Kontakt treten mit dem, was uns im Gegenüber begegnet, erfolgt in Jungfrau eine Anpassung und Regulierung der Kräfte. Es ist der Über-gang vom Ich zum Du und von Innen nach Außen. Körper, Gefühle und Geist treffen hier zusammen, werden aufeinander abgestimmt.

 

Jungfrau Energie ist die Gabe der Feinjustierung, die immer über die Erfahrung durch den Körper geht. Es ist das zweite Erdzeichen im Tierkreis, die so genannte bewegliche flexible Qualität der Erde. Jungfrau oder 6. Haus betonte Menschen haben meist sehr feine Sinne und die Gabe vorhandene Umwelt-bedingungen, Ressourcen und Materialien sehr differenziert und praktisch zu nutzen und zu verbessern.

 

Auf körperlicher Ebene entspricht dieser Gabe die Verdauung und damit der Funktion, Verwertbares von nicht Verwertbarem zu trennen. Wir wissen heute, dass der Darm ein höchst komplexes und empfindsames von über 100 Millionen Nervenzellen gesteuertes Organ ist. Man nennt ihn auch das Bauchhirn. Kaum ein anderes Organ reagiert so sensibel auf Stress und seelische Belastungen.

 

Diese Unterscheidungsfähigkeit im Sinne von gesunder Nützlichkeit ist Hauptanliegen der Jungfrau Energie, seelisch und körperlich wie auch im konkreten Leben.

 

 

Nach dem Essen Tellerwaschen.
Aber mit Bauch-Hirn bitte!

 

Jungfrau hat viel mit der Gestaltung unseres Alltags zu tun. Das klingt vielleicht erstmal unsexy, ist aber so wichtig wie das viel besagte Tellerwaschen nach dem Essen. Der Alltag bringt uns in die Gegenwart, ebenso das bewusste Erleben durch unsere Sinne.

 

Handwerker sind die Berufsgruppe, in der das Krankheitsbild Burnout so gut wie nicht vor-kommt. Warum? Sie sind präsent in dem was sie tun. Körper und Geist fließen zusammen.

 

Das Wissen unseres Körpers sagt uns in einem fort, von Moment zu Moment, was stimmig ist oder nicht - wenn wir ihm zuhören:

 

Was tun wir alltäglich in bewusstem Gewahr-sein? Schnippel ich die Möhre mit Liebe? Esse ich Möhren, die mir bekommen? Bin ich präsent? In dem was ich tue? In meinen Begegnungen? Ist die Begegnung wohltuend? Was habe ich für körperliche Reaktionen wenn ich mit einem bestimmten Menschen zusammen bin? Vertrage ich, was ich mir zuführe und zumute? Wo geht mein Anspruch an mich selbst über meine gefühlte und verdaubare Möglichkeit?

 

Wie kann ich mich dem Leben hin-geben, meine Stärken ins Leben hinein-geben ohne dabei über meine eigenen Grenzen und also über mich selbst hinweg zu gehen? Höre ich bei alledem auf meine Sinne, mein Bauch-Hirn, das intuitive Wissen meines Körpers? Was sollte ich vor allem auch loslassen, damit Neues, heute Stimmiges und Gesundes in mein System kommen kann.

 

All das sind Jungfrau-Themen. Jungfrau ist unsere sozio-emotionale Intelligenz, unser konkret spürbares verkörpertes Wissen um das rechte Maß zwischen Ich und Du.

 

 

Wenn Perfektionismus und Sorge
das System verstopfen.

 

Die besondere Qualität der Jungfrau Energie darzustellen, fällt mir in meiner Beratungsarbeit immer ein wenig schwer. Die Schönheit und Stärke, die im Wissen um die Notwendigkeit liegt, in der Gabe zu Ordnung und Optimierung, gilt mitunter als nicht besonders attraktiv.

 

Tatsächlich kann es auch zum Schatten der Jungfrau Qualität werden, sich so sehr im Detail zu verbeißen oder so vorsichtig zu werden und im Zweifel zu verharren, dass Lebensenergie und persönliche Entwicklung ganz ins Stocken kommen. Die Gefahr ist, dass man dann seelisch „verstopft“.

 

Die Angst davor, einfach auch mal loszugehen, loszulassen und etwas Neues zu wagen, auch mal Fehler in Kauf zu nehmen, das Unperfekte ertragen zu können, ist dann vielleicht so groß, dass gar kein „try and error“ erlaubt, gar kein neuer Schritt mehr gegangen wird. Oder es ist auch die Angst, sich selbst womöglich zu wichtig zu nehmen, die die angemessene persönliche  Entwicklung unterspült. Falsche Bescheidenheit und Perfektionismus können dann zur Selbst-Beschneidung werden.
 

Im besten Fall entfaltet sich unter Jungfrau eine enorme Effektivität. Da wird die Ernte auch eingefahren, nicht nur von ihr geträumt.

 

 

Von der spirituellen Intelligenz
zum praktischen Nutzen.

 

Wir haben hier vielleicht schon eine Ahnung von unserer spirituellen Identität oder auch von unsrem schöpferischen Potenzial, vielleicht haben wir schon erfahren, dass alles mit allem verbunden ist, wir von einer größeren Kraft geführt sind und letztlich nur durch unser Mitgefühl zu Menschen werden (Fische ggü. Jungfrau als zweite Seite derselben Medaille.).

 

Aber was nützt es uns, wenn wir keine praktischen Konsequenzen ziehen können? Wenn wir unsere Erfahrungen und Ideen nicht in unser Leben integrieren können?

 

Es ist interessant, dass gerade jetzt in der Jungfrau Zeit die Flüchtlingsthematik so be-greif-bar für uns wird. Wir können und müssen anfassen, begreifen, handeln, nützlich werden, Mitgefühl konkret ins Leben bringen - und auch ausloten, was wir verdauen können.

 

Eine Lehrerin von mir hat mal einen Spruch geprägt, der mich seither begleitet. Auf die Frage, ob es denn nicht „Um den Weg als Ziel ginge“ (Fische), die schlichte Antwort: „Fuck process, give me results“. Man könnte vielleicht auch weniger amerikanisch sagen: Spiritualität findet im Alltag statt. Oder auch: „Es gibt nichts Gutes außer man tut es.“

 

 

Feinsinnig praktischer Liebesdienst.
Vom Detail zum großen Ganzen.

 

Ob ein Jungfrau betonter Mensch seinen Liebes-Dienst ans Leben als System-Optimierer/in, Gesundheits-Regulierer/in, Flüchtlichgs-Helfer/in, Kunst-Handwerker/in, Koch-Künstler/in, Mode-Unternehmer/in oder sonst wie tut, ist wie immer und besonders bei Jungfrau natürlich eine Frage des Details.

 

Und gleichzeitig wieder des großen Ganzen: Denn in der Astrologischen Arbeit schaut man immer auf die Ganzheit des Menschen. Und jeder Mensch ist einzigartig genauso wie er ist.

 

In diesem Sinne wünsche ich von Herzen eine nutzbringende und heilsame Erntezeit!

 

Ihre Julia Engel

 

 

Und hier noch ein paar Anregungen für ein persönliches Neumond Update:

Die Guten ins Töpfchen :

Ziehen Sie Resümee: In welchen Lebens-bereichen möchten Sie ernten? Wo sollten Sie auch loslassen, um Neues in Ihr Leben zu lassen. Welche Früchte möchten Sie ins Leben bringen? Vielleicht finden Sie ein Bild dafür, dann malen Sie es sich so ausführlich wie möglich aus und versuchen dazu ein Gefühl von Dankbarkeit zu entwickeln - so als wäre es schon da. Wenn Ihnen Ihr Zensor in die Quere kommt, sagen Sie sich selbst „Angenommen, es wäre so…, wie würde sich das anfühlen“.

Meditieren Sie auf diese Art über Ihr Ernte-Bild während der nächsten 28 Tage.

 

Neues wagen und loslassen lernen:

Stellen Sie sich vor Ihr Bett, gerade aufrecht, einige Decken und Kissen darauf, so dass Sie weich fallen können. Lassen sie sich mit ganzem Körper gerade nach vorne fallen. Wenn es Ihnen zu hoch erscheint: knien Sie und lassen sich von hier fallen. Versuchen Sie, locker dabei zu bleiben und sich nicht zu versteifen. Am besten Kopf gerade nach vorne/unten und nicht zur Seite, um den Nacken zu schonen. Körperliche Erfahrbarungen prägen sich besonders tief als neue Bahn in unser System.  

 

Viel Vergnügen beim Loslassen und Ernten! Schreiben Sie mir gerne über Ihre Erfahrung damit...

 

Mit herzlichen Grüßen,

 

Julia Engel

 

 

Foto: pixabay